Kirchen und Gemeindezentren

Lutherkapelle Horchheim

(Bezirk Tal)

 

Reiffenbergstraße 8

56076 Koblenz - Koblenz Horchheim


 


Grobe Anfahrtsbeschreibung  

1 = Ev. Lutherkirche Horchheim                             2 = Mendelssohnhaus  
 

Historisches Gemäuer

 
Im Jahr 1922 erwarb die Evangelische Gemeinde Pfaffendorf von der Diakonissenanstalt Kaiserswerth das Mendessohn-Haus in Horchheim. Dieses Haus war um 1830 von der Berliner Bankiersfamilie Mendelssohn als Garten- und Teehaus errichtet worden. Die Familie hatte 1818 in Horchheim mit dem großen, 1970 durch einen Brand zerstörten und drei Jahre später abgerissenen Palais einen bedeutenden Besitz erworben. Noch im selben Jahr beauftragte sie den Architekten Lassaulx mit dem Umbau des Palais, das dem kurtriererischen Hofrat Johann Jacob Fritsch gehört hatte. Nach Erwerb des benachbarten Altenberger Hofes im Jahr 1825, zu dem einige Tausend Weinstöcke gehörten, erhielt derselbe Architekt den Auftrag, inmitten eines weitläufigen Parks, der einst von der Emser Straße bis zum Rheinufer reichte und heute von der Bahntrasse durchschnitten wird, das genannte Teehaus zu bauen. Von den Gebäuden des einstigen Hofes der Abtei Altenberg blieb nicht mehr erhalten - bis auf sechs barocke Schlusssteine mit unterschiedlichen Hausmarken, die vermutlich vom Altenberger Hof stammen und jetzt die Kreuzrippengewölbe im Teehaus zieren.
Das Gartenhaus ist ein ursprünglich frei stehender, annähernd quadratischer Bau mit einem Satteldach in Ost-West-Richtung, der über einem hohen Sockelgeschoss einen großen, sechsjochigen, zweischiffigen Saal trägt. Die Joche überspannen profilierte Kreuzrippengewölbe mit den genannten sechs, ältern, aus einem Barockbau stammenden Gewölbeschlusssteinen. Hohe, rundbogige Fenster - an der Giebelseite drei, an den Traufseiten zwei - vermittelten große Helligkeit. Im Osten lehnte sich das Teehaus an eine Gartenmauer an. Unter Zuhilfenahme dieser Mauer führte eine so genannte Freischwebetreppe, die beim Baum des benachbarten Altersheimes abgerissen wurde, durch eine Tür in der Nordseite in den großen Saal. Der Bau zeit die für Lassaulx typische Polychromie des Steinmaterials und eine besonders hervorgehobene Behandlung des Giebels.

Im Jahr 1902 schenkte die Familie Mendelssohn das Anwesen der Kaiserin Augusta, die es ihrerseits ein Jahr später an die Kaiserswerther Diakonissenanstalt weitergab. Ihr diente es zwei Jahrzehnte als Erholungsheim für Diakonissen.
Als die Kirchengemeinde das im Volksmund "Synagoge" genannte Teehaus erwarb, befand es sich in einem beklagenswerten baulichen Zustand. Es wurde von dem Eisenbahn-Ingenieur Schlegel umgebaut und am 11. Juni 1922 als Lutherkapelle eingeweiht. Entsprechend dem starken Anwachsen der Gemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kapelle im Jahr 1956 nach Süden hin durch einen Anbau auf das Doppelte erweitert. Um den Altbau des Teehauses dominieren zu lassen, gab der Koblenzer Architekt Friedhelm Worm seinem Erweiterungsbau eine um 90 Grad versetzte Firstrichtung des Daches, das er mit einem kleinen Dachreiter krönte. Schließlich wurde 1962 noch ein Altersheim angebaut. Durch diese Anbauten hat das alte Mendelssohn´sche Teehaus viel von seinem ursprünglichen Charakter verloren; doch lässt die Rheinansicht auch heute noch den architektonischen Glanz des Lassaulx´schen Werkes erkennen.

(entnommen der Festschrift zum Jubiläum 200 Jahre evangelisch in Koblenz "Pragmatisch, preußisch, protestantisch - Band 161 der Schriftenreihe des Vereins für Rheinische Kirchengeschichte - 2003)

   

   
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