Kirchen und Gemeindezentren
 
Ev. Kirche Pfaffendorf Gemeindezentrum Emser Straße 23 / Pfaffendorf
Versöhnungskirche Arenberg Hoffnungskirche Pfaffendorfer Höhe
Gemeindezentrum Urbar Gemeindezentrum Asterstein
Lutherkapelle Horchheim
(Mendelssohn-Teehaus)
 

Evangelische Kirche Pfaffendorf

und Gemeindesaal Brückenstraße

(Bezirk Tal)

   

Ecke Emser Straße / Brückenstraße

56076 Koblenz-Pfaffendorf

   
Grobe Anfahrtsbeschreibung

 

1 = Ev. Kirche Pfaffendorf

2 = Gemeindezentrum Emser Straße 23

 
   

Unsere Mutterkirche
Die auf der rechten Rheinseite wohnenden Evangelischen der Zivilgemeinde besaßen seit 1858 das Recht der Mitbenutzung der Militärhilfskapelle zu gottesdienstlichen Zwecken, die zunächst im ehemaligen Marstall und seit 1881 im benachbarten Dikasterialgebäude in Ehrenbreitstein untergebracht war. Zeitgleich mit der Bildung der Evangelischen Gemeinde Pfaffendorf am 1. Oktober 1899, die die bislang zur Evangelischen Gemeinde Koblenz gehörenden Orte Pfaffendorf, Horchheim, Ehrenbreitstein, Neudorf, Niederberg, Arenberg, Immendorf, Arzheim und Urbar umfasst, wurde auch der Bau einer eigenen Kirche auf der rechten Rheinseite in Angriff genommen. Die Pläne aus dem Jahr 1900 stammten von dem Koblenzer Architekten Ehrhardt Müller, in dessen Hand auch die Leitung der am 15. März 1901 begonnenen Bauarbeiten lag. Am 14. Dezember 1902 wurde die Kirche durch den Generalsuperintendenten Valentin Umbeck feierlich eingeweiht.

Die Lage des Grundstücks, das an einem Hang eingeengt zwischen der Auffahrt zur Pfaffendorfer Brücke und der Emser Straße liegt, stellte hohe Anforderungen an den Architekten, die er hervorragend erfüllt hat: Der Bauplatz erforderte durch seine Lage je eine Schauseite im Osten wie im Westen, die der Architekt durch zwei Chorwinkeltürme zu beiden Seiten der Kirche betonte. Der niedrigere Turm an der gut einsehbaren Westseite ist von quadratischem, der hohe östliche von achteckigem Grundriss, dessen Schaft bis in Firsthöhe reicht und dann in das sehr hohe, durch schlanke Arkaden aufgerissene Glockengeschoss übergeht, dem über Dreiecksgiebeln ein sehr schlanker Helm folgt. Wegen des von Ost nach West abfallenden Geländes setzte Müller die Kirche auf einen hohen Sockel. Zur Emser Straße hin erscheint die Sockelzone in voller Höhe und verleiht hier der Kirche eine beeindruckende Mächtigkeit. Dorthin verlegte er auch den über eine Treppe zu erreichenden Haupteingang. Damit bildet die westliche Front die wichtigere Schauseite, die der Architekt zusätzlich mit zwei schweren, an Apsidiolen erinnernden Erkern akzentuierte. Die Nord- und Südseite der Kirche entziehen sich weitgehend einer Einsicht und bedurften keiner sonderlichen Behandlung.

Die Pfaffendorfer Kirche ist ein Massivbau, der außen mit heimischem Tuff verblendet worden ist. Lediglich die kaum einsehbare Südseite trägt einen Verputz, der farblich auf den Tuff abgestimmt wurde. Die reiche Architekturgliederung der Kirche wird durch die Verwendung von rotem Sandstein, der mit dem hellgrauen Tuff farblich hervorragend harmoniert, auffällig betont. Die Sockelzone ist mit fast noch bruchrauer, devonischer Grauwacke verblendet. Die sehr bewegte Dachlandschaft wurde mit heimischem Schiefer gedeckt. Das nördliche Firstende betont ein Kreuz aus rotem Sandstein.

Die Kirche ist im gesamten Außenbau zweizonig gegliedert, was auch der Anordnung der Fenster entspricht. Die Apsis weist in der unteren Zone breite vierbahnige Fenster auf, die von einem gebrochenen Rundbogen zusammengefasst werden. An den Stirnseiten des Querhauses sowie an der Südseite finden sich in der unteren Zone weitere Fenster. Die lanzettartigen Fenster im Querhaus sind zu dritt gekuppelt, wobei das mittlere überhöht ist. In den schmalen Seiten der Apsis stehen auf einem Stockgurt je zwei derartige Fenster, die von einem einfachen Kreisfenster gekrönt werden. Die Fenster der oberen Zone sind wesentlich größer und zeigen reich profilierte, spitzbogige Gewände ohne Maßwerk, während die unteren bescheidener ausfallen und nur einfache Gewände besitzen.

Dem Grundriss des Kirchenbaus dient ein griechisches Kreuz als Grundmodul, wobei das Zentrum ein übergroßes Quadrat ist, bei dem alle weiteren Raumkompartimente wie sekundäre Anräume wirken. Grundsätzlich ist die Kirche ein Zentralbau, dem jedoch nach Norden ein nur wenig eingezogener 5/8-Chor vorgelagert wurde. Die Kanten des Chorpolygons werden durch wuchtige, abgestufte Strebepfeiler eigens betont. Die beiden schlanken Chorwinkeltürme setzen vertikale Akzente. Ecklisenen und Blendmaßwerk, vor allem an den Querhausgiebeln (aufsteigender Bogenfries) und an der Apsis (Blendrosette über Maßwerkfries), setzen auffällige Akzente. Zur Emser Straße hin wird der westliche Querhausarm von zwei wuchtigen, apsidiolenartigen Erkern flankiert, in denen Treppen untergebracht sind. Durch diese weit vorfluchtenden Erker erhält diese Seite eine feierliche Schwere. Die Kirche besitzt fünf Eingänge. Der Hauptzugang erfolgt über eine einläufige, kurze Treppe von der Emser Straße aus, und zwar im Winkel zwischen Quer- und Langhaus.

Das Kircheninnere überrascht mit einem großen, lichten und hohen Zentralraum, der seitlich von massiven Emporen begleitet wird. So kann trotz der geringen Grundfläche den Gemeindegliedern ein genügend großes Platzangebot bereitgestellt werden. Im Inneren wird die Kirche weitgehend durch frühgotische Formen bestimmt, kennt aber auch spätromanische. Hervorragend sind die Steinmetzarbeiten, von denen besonders die Kapitelle mit pflanzlichem Dekor erwähnt werden müssen. Sie finden sich vor allem bei den Säulen, die die Brüstung tragen, und an den kleinen Arkaden der Altarwand. Bemerkenswert erscheinen die mit Blendwerk belegten Brüstungsfelder der seitlichen Emporen. Ebenerdig suggerieren die unterwölbten Emporen das Vorhandensein von schmalen Seitenschiffen. Den Raum überspannt ein einfaches Kreuzrippengewölbe. Die großzügige, zweigeschossige, nach Norden leicht ausschwingende Altarwand, die sich vor der Apsis Aufbaut, kann rückseitig umgangen werden; doch erfüllt dieser Umgang keine liturgische Funktion, sondern dient lediglich dem Erreichen der Kanzel und nimmt die Sakristei auf.

Von den Prinzipalstücken (Altar, Kanzel, Orgel) besitzt die Kirche nur noch die Kanzel im Originalzustand (Schalldeckel erneuert). Im Jahr 1903 wurde in die Kirche ein Orgel der Firma E.P. Walcker (Ludwigsburg bei Stuttgart) eingebaut, die dem Zeitgeschmack entsprechend der späten Romantik verpflichtet war. Nach Verlust der Zinnpfeifen im Ersten Weltkrieg und einer barocken Neudisposition der Orgel nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich das Presbyterium nach langwierigen und leidenschaftlichen Diskussionen für eine Restaurierung der alten Orgel entschieden und im Jahr 1994 ein wunderbares Kleinod der Kirchenmusik von der Kölner Orgelbaufirma Peter erhalten.

Die Pfaffendorfer Kirche stellt eine bemerkenswerte Leistung des Architekten Ehrhardt Müller dar: Der mit bewegter Silhouette ausgestattete, kompakte Sakralbau wurde in Formen eines späten Historismus errichtet. Proportionen und Maße sind wohltuend aufeinander abgestimmt. Das zur Verwendung gelangte Steinmaterial - beigefarbener Tuff - verleiht der Kirche ein aufgelockertes, malerisches Äußeres, dem ein vergleichbares Inneres entspricht. Allerdings ist hier infolge des Verlustes der Dekorationsmalerei und der farbigen Verglasung viel von der ursprünglichen Wirkung verloren gegangen. Das Innere beeindruckt durch die Großzügigkeit der weiten Vierung, durch die Eleganz von Empore und Altarwand in der Apsis und durch die hervorragende Qualität der Steinmetzarbeit.

Leider weist die Pfaffendorfer Kirche seit gut zwei Jahren (d.h. seit dem Jahr 2000 - Anm. der Homepage-Redaktion) erheblich Setzschäden auf, so dass die Kirche zur Zeit nicht betreten werden darf. Ein unterirdischer Wasserrohrbruch in der Zuleitung zur Sakristei hat im Jahr 1998 große Schäden angerichtet. Es sind zugleich Hebungen und Senkungen an der Kirche aufgetreten, die zu Rissen bis in die Gewölbe hinein geführt haben. Die Erker an der Emser Straße mussten durch Träger abgestützt und das Mauerwerk durch Eisenmanschetten zusammengehalten werden. Kürzlich hat sich ein Förderverein gegründet, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Kirche zu sanieren und unter Denkmalschutz zu stellen.

(entnommen der Festschrift zum Jubiläum 200 Jahre evangelisch in Koblenz "Pragmatisch, preußisch, protestantisch - Band 161 der Schriftenreihe des Vereins für Rheinische Kirchengeschichte - 2003)
 

Berichte und Bilder über den derzeitigen Stand / Zustand der geschlossenen Pfaffendorfer Kirche finden Sie hier!
Für die Erhaltung der Pfaffendorfer Kirche hat sich ein Förderverein gegründet.

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Die Gottesdienste finden im Gemeindezentrum Emser Straße 23 / Pfaffendorf statt
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